Albert Michel Bosshard: Im Klostergarten und andere dringende Szenen
Zeichnungen. Mit Texten von Irène Bourquin.
Waldgut Verlag, Frauenfeld 2015, 120 Seiten.
Albert Michel Bosshards Zeichnungen sind künstlerische Konzentration von ironischer Betrachtung, Bild-in-einem-Strich, Comic bis hin zur Satire; sie sind dichterische Konzentration von Witz, Kritik, treffenden Aussagen zu Individuum und Gesellschaft. Aus unkonventionellem Strich werden Charakter-Ecken und -Kanten, Seh-Überraschungen, Denkanstösse. Die Texte von Irène Bourquin sind unabhängig von den Bildern entstanden. Zeichner und Autorin haben ihre Werke hier zu einem starken künstlerischen Duett zusammengefügt.
Beat Brechbühl
Die Zeichnungen von Albert Michel Bosshard sind für die Liebhaberin der Linie Aphorismen. Mit knappem, geistvollem Zugriff hebt der Meister der Doppeldeutigkeit die bekannten Dinge, Tiere, Menschen ins Reich der Überraschung, der Pointe. Aus präzis-fließenden Strichen entstehen Wesen, die von Heiterkeit und Schwermut, von Witz und Poesie erzählen: Lebensbegleiter.
Annemarie Monteil
Das Buch ist bei der Autorin noch erhältlich.
Drei Trippelzwerge
in Mäntelchen bunt
mit Namen bestickt
Für Ameisen
zwei Beine zu wenig
für Mäuse
zu kurz der Schwanz
als Hunde
nicht ernst zu nehmen
Gross der Beifall
heischende Stolz
der Besitzerin
Die Gangart
der Fische
noch immer
schwänzelnd
linksrechtslinksrechts
als Fische
kämen wir
so voran
Rabenschwarm
über knallgelbem Raps
entflogen
aus Kurosawas Dreams
krächzende Botschaft
doch Van Gogh
bin ich nicht
begegnet
«Im Klostergarten und andere dringende Szenen» heisst das Gemeinschaftswerk von Albert Michel
Bosshard und Irène Bourquin. Er verblüfft mit einfachen, aber treffenden Linien-Zeichnungen, sie
mit pointierten Texten. Eine Kombination, die es in sich hat.
Seine Zeichnungen sind schlicht und minimalistisch. Mit wenigen Strichen gelingt es Albert Michel
Bosshard, Situationen und Charaktere mit Witz so darzustellen, dass der Betrachter beginnt
nachzudenken. [ … ]
Die kurzen Texte von Irène Bourquin sind unabhängig von den Zeichnungen entstanden. Dennoch
passen Texte und Bilder zusammen und ergänzen sich zugleich. Wie auch die Zeichnungen sind die
Texte schlicht – ohne zu viele Worte zu verlieren, trifft Irène Bourquin den Nagel auf den Kopf. Die
Blumen am Wegrand wenden die Köpfe, als wollten sie zueinander sagen: Hast du DAS gesehen?
Wieder gerät der Betrachter ins Nachdenken.
Salome Kern in: Winterthurer Stadtanzeiger, 8. Dezember 2015
Wie soll man die Bilder einordnen? Als farbige Strichbilder? Cartoons? Satire? Bosshards sicherer Strich gestaltet Geschichten, Aphorismen, Erlebnisse, Intimitäten und immer wieder Gefühle – meist aufs Einfachste, Rudimentärste und dennoch Erkennbare reduziert.
Peter Zinggeler in: Elgger/Aadorfer Zeitung, 22. 10. 2015